13. September 2011

Islamische Rechtsprechung (Sharia) wird in Libyen eingeführt


Der libysche Übergangsrat will einen Rechtsstaat errichten. Das versprach der Vorsitzende des libyschen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, am späten Montagabend bei seiner ersten öffentlichen Rede vor tausenden von Anhängern in Tripolis. Ziel sei es, einen Rechtsstaat, einen Sozialstaat, einen Staat aufzubauen, in dem die islamische Rechtsprechung Scharia die wichtigste Quelle der Gesetzgebung sei.

"Wir werden keine extremistische Ideologie von rechts oder links zulassen", sagte Dschalil nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN. Er forderte Einigkeit und sprach sich gegen Hass und Neid aus. "Wir sind ein muslimisches Volk, für einen moderaten Islam und wir werden auf diesem Weg bleiben", sagte Dschalil nach Angaben des arabischen Nachrichtensender al Dschasira weiter. Die Menschen dürften das Gesetz nun nicht in die eigene Hand nehmen, mahnte Dschalil.

Unterdessen hat Amnesty International die neue libysche Führung aufgerufen, Menschenrechtsverletzungen ihrer Anhänger im Kampf gegen den langjährigen Machthaber Muammar al Gaddafi zu stoppen. Kämpfer und Anhänger des Nationalen Übergangsrats hätten frühere Mitglieder von Gaddafis Sicherheitskräften, vermeintliche Verbündete, gefangengenommene Soldaten sowie Ausländer, die sie fälschlicherweise für Söldner hielten, "entführt, willkürlich gefangen gehalten, gefoltert und getötet", heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation zur Lage in Libyen.

Der Nationale Übergangsrat stehe vor der schwierigen Aufgabe, seine Kämpfer und Selbstschutzgruppen zur Rechenschaft zu ziehen, die für "schwere Menschenrechtsverletzungen, mögliche Kriegsverbrechen eingeschlossen", verantwortlich seien, schreibt Amnesty weiter. Sie warf Vertretern des Rats vor, die geschilderten Vergehen zwar zu verurteilen, gleichzeitig aber "ihr Ausmaß und ihre Schwere" herunterzuspielen. Der Bericht listet eine Reihe von konkreten Vergehen auf, räumt aber gleichzeitig ein, dass die Taten nicht mit dem Ausmaß der Verbrechen unter Gaddafi zu vergleichen seien.
Quelle: STERN

Unser Kommentar: Das die islamische Rechtsprechung eine neue Rolle für Libyen spielen wird, war uns, mehr oder weniger, schon klar. Al-hamdulillah. Das man parallel hierzu direkt mal über "Menschenrechtsverstöße" jener klagt die diese ehrenvolle Revolution führten, konnte der eine oder andere sich wohl auch schon denken ;-)
Die libyschen Freiheitskämpfer haben besiegte Söldner des Tyrannen zu großen Teilen mit solch einer Barmherzigkeit aufgenommen und versorgt, dass diese selbst in Tränen ausbrachen und gar den Islam, dem sie sich zuschreibten, neu annahmen!
Die Ein oder Andere Exekutionen von Söldnern - die offensichtlich über 6 Monate einen Völkermord betrieben - hätte wohl niemand bei einem schwer kontrollierbaren Volkswiderstand verhindern können. Video- und Bildmaterial beweisen jedoch mehrfach wie selten solche Selbstjustiz in den Reihen der Freiheitskämpfer begangen wurde. Augenzeugen berichteten des öfteren, dass es gerade die islamischen Gelehrten unter den Freiheitskämpfern waren die besonders darauf achteten, dass sich niemand an den gefangengenommenen Gaddafi-Soldaten vergeht!

8. September 2011

Gaddafis kranke Henkerin "Huda Ben Amir"

Sie war die schrille Scharfmacherin und treue Vollstreckerin des Diktators - und die meistgehasste Frau Libyens. Bis zuletzt war Huda Ben Amir, auch "die Teufelin" oder "die Henkerin" genannt, an der Seite Gaddafis zu sehen. Jetzt haben die Rebellen sie in Haft genommen.

Als im Februar die libysche Revolte ausbrach, dauerte es nicht lange, bis die Aufständischen in der Metropole Bengasi zum Privathaus der zweifachen Bürgermeisterin Huda Ben Amir marschierten. Weitläufig, weiß gestrichen und palastähnlich soll das Anwesen gewesen sein. Aus dem obersten Stock, berichtet der britische "Telegraph", habe man das Mittelmeer sehen können.

Als die Rebellen bemerkten, dass Huda Ben Amir nicht anwesend war, zündeten sie ihr Haus an. Und als sie nicht wiederkam, zündeten sie es noch einmal an. Und dann, innerhalb von nur zwei Wochen, ein drittes Mal.

So verhasst war Huda Ben Amir.

Jetzt sitzt die 1954 geborene Frau in Haft, in der Hauptstadt Tripolis ging sie den Rebellen ins Netz. Zuletzt hatte man sie noch an der Seite des Diktators Muammar al-Gaddafi sehen können, vor mehreren Wochen, als der Diktator eine seiner bizarren TV-Ansprachen ausstrahlen ließ. Auf Twitter und Facebook jubilieren die Libyer nun: "Gott ist groß, endlich!", heißt es, oder auch: "Sie ist so abgrundtief böse, sie genoss es, Unschuldige zu exekutieren, nur um Gaddafi zu gefallen."

In Tripolis heißt es, sie befinde sich im Al-Dschdaida-Gefängnis östlich der Hauptstadt. Jalal al-Gallal, Sprecher des Übergangsrats der Rebellen, sagte: "Wenn sie gefangen wurde, ist das ein großer Schritt auf dem Weg, diejenigen, die Verbrechen gegen das libysche Volk begangen haben, zur Rechenschaft zu ziehen." Huda Ben Amir sei eine zentrale Figur bei der Unterdrückung der Libyer gewesen. "Wir hoffen daher, dass sie vor Gericht gestellt wird, damit ein fairer Prozess stattfinden kann."

Eine Hilfshenkerin - um Gaddafi zu beeindrucken

Der allgegenwärtige Hass auf Huda Ben Amir hat viel mit einer Episode aus dem Jahr 1984 zu tun: Während der im Staatsfernsehen übertragenen Hinrichtung eines Dissidenten am Galgen, trat sie aus der Menge nach vorne und hängte sich mit ihrem ganzen Körpergewicht an den noch strampelnden Verurteilten. Sie tat es, so sind viele Libyer überzeugt, um den Tyrannen von Tripolis zu beeindrucken.

Sollte das ihr Plan gewesen sein, dann ging er auf: Gaddafi beförderte sie in ein neues Leben. Ihre armselige Zwei-Zimmer-Wohnung konnte sie bald gegen etwas Besseres eintauschen, das Regime versorgte sie mit allerlei Posten, von denen es in Gaddafis phantasievoll ausstaffierter "Republik der Volksmassen" jede Menge gab. Sie wurde Bürgermeisterin von Bengasi, sie trat bei politischen Prozessen in Erscheinung, sie soll, behaupten Aufständische, auch persönlich bei Verhören und Folterungen mitgemacht haben, besonders von Frauen. "Wir brauchen keine Gespräche, wir brauchen mehr Galgen", soll sie gesagt haben. Sie war bald wahlweise als "die Henkerin", "die Vampirin" oder "die Teufelin" bekannt.

Noch Ende 2010 erklärte sie anlässlich der Einweihung eines öffentlichen Gebäudes in Dirna: "Die Libyer sind das einzige Volk, das über sein Schicksal selbst entscheiden kann." Damals war das nichts als eine Lüge, heute, nach dem Sturz Gaddafis, ist es schon eher wahr. Was das für Huda Bin Amir bedeutet, ist noch unklar - aber es gibt viele, die ihren Tod fordern. Schon gibt es eine entsprechende Facebook-Gruppe, die ihren "Prozess" vorbereitet.

Schon ihr Vater, heißt es in Presseberichten, sei ein fanatischer Gaddafi-Getreuer gewesen. Es scheint, dass Huda ihren Sinn für Theatralik von ihm geerbt hat. Denn als Gaddafi 1973 vorgab, offiziell die Macht abzugeben, soll Hudas Vater damit gedroht haben, seinen eigenen Sohn zu töten, falls der Oberst seine Entscheidung nicht revidiere. Zu den Posten, die Huda Ben Amir innehatte, gehören auch solche, in denen sie Zensur ausübte und über die Linientreue der Bevölkerung wachte. Sie war damit Teil des Unterdrückungsapparats.

Bis März 2011 war sie außerdem sogar Präsidentin des "Arabischen Parlaments", ein aus 67 Delegierten bestehendes Gremium der Arabischen Liga. Dann allerdings sprachen die Abgeordneten ihr das Misstrauen aus. Es war der Beginn vom Ende ihrer unheimlichen Karriere. "Wenn wir verlieren, wird Huda Ben Amir uns alle hängen", zitierte der "Guardian" noch im März einen Aufständischen in Bengasi.

Nun haben die Rollen sich verkehrt.
Quelle: Spiegel

Unser Kommentar: Villeicht, wird ihr, ihr letzter großer Traum noch wahr gemacht und man erhängt sie, nach einem fairen Prozess, mit Moammr Gaddafi zusammen :-)

7. September 2011

Libyen in der Zeit nach Gaddafi


"Die Wahrscheinlichkeit, dass Gaddafi zurückkommt, ist so groß wie die Möglichkeit, dass er mit seiner Zunge sein Ohr erreicht", erklärte vergangene Woche einer der Einwohner von Tripolis. Während man sich sicher sein kann, dass es nach 42 Jahren mit dem Regime in Libyen endgültig vorbei ist, besteht die Zukunft des Landes aus vielen Unbekannten. Wenn die letzten Kämpfe um Sirte und einige kleinere Wüstenstädte vorbei sind und der gegenwärtige Versorgungsengpass vorüber ist, bleibt vor allem die Frage, wie das nach Gaddafi entstandene politische Vakuum ausgefüllt wird. Es ist eine Frage, die sich schon zuvor in Tunesien nach Ben Ali und in Ägypten nach Mubarak stellte und die auch dort bis heute nicht beantwortet ist.

In Libyen geht es nicht nur darum, ein Regime und einen Staat zu trennen und den Staat mit neuen Voraussetzungen weiterzuführen. In Libyen muss der Staat von Grund auf neu aufgebaut werden. Ein Szenario wie im Irak möchte man auf jeden Fall verhindern: dass sich mit der Auflösung des Regimes der ganze Staat auflöst. Am besten lässt sich das an der Frage der zukünftigen nationalen Armee zeigen. Während in Tunesien und in Ägypten die Armee die Übergangszeit bis zu den Wahlen manchmal mehr schlecht als recht, aber immerhin organisiert, muss in Libyen eine Armee wie viele andere staatliche Institutionen ganz neu aufgebaut werden. Einziges selbsternanntes Gremium zur Überbrückung bis zu den Wahlen ist der Übergangsrat der Rebellen, der diese Woche endgültig von seinem bisherigen Zentrum Bengasi nach Tripolis umziehen soll.

Dieser Übergangsrat hat einen einzigen Vorteil: Er wurde nicht erst mit dem Sturz des Diktators, sondern bereits ein halbes Jahr vorher mit dem Beginn des Aufstandes in Bengasi gegründet. Sechs wertvolle Monate, um miteinander das Regieren auszuprobieren. Dabei wurde der Übergangsrat, anfangs von ein paar Anwälten in Bengasi formiert, schnell auf eine breite Basis gestellt. Vertreter des alten Regimes finden sich ebenso darin wie Stammesfürsten oder die unbekannten Repräsentanten des neuen Faktors in der libyschen Politik: der vielen Jugendlichen, die ihre Jobs verlassen und als erster politischer Akt ihres Lebens zur Waffe gegen Gaddafi gegriffen haben.

Die Vertreter des alten Regimes waren wichtig, um als Überläufer Signale zu setzten und das Regime Gaddafi von innen her zu zersetzen. Eine Rechnung, die offensichtlich aufgegangen ist, denn die große Schlacht um Tripolis ist ausgeblieben. Die anderen, die Neulinge in der Politik, waren wichtig, um den Rebellen eine neue Legitimität zu verleihen. Dazwischen gibt es nichts, denn Gaddafi hat keine Opposition zugelassen, die jetzt das Zepter übernehmen könnte. Die Zusammenarbeit zwischen Neu und Alt wird aber nun schnell zur Zerreißprobe werden. Ägypten und Tunesien haben in den ersten Monaten nach dem Sturz des Diktators mehrmals ihre Regierungen gewechselt, und es gibt keinen Grund, warum das in Libyen anders verlaufen sollte.

Die Bruchlinien werden auch in Tripolis zwischen jenen verlaufen, die die alte Zeit teilweise herüberretten wollen, und jenen, die einen vollkommenen Bruch fordern. Das gehört inzwischen zum post-revolutionären arabischen Standard. Und eine weitere Nahtstelle wird in Libyen wie in Ägypten sichtbar werden: die zwischen "Islamisten" und den Säkularisten, die eine Trennung zwischen Religion und Staat fordern.

Manchmal vermischen sich auch die Grenzen. Abdel Hakim Belhadsch, der einst eine militante islamistische Gruppe führte, von der CIA an Gaddafi ausgeliefert wurde und heute als Militärchef von Tripolis agiert, rief den Übergangsrat zum Rücktritt auf, weil er zu sehr aus Resten des alten Regimes bestehe. Ismail Al-Salabi von der Rebellenmiliz "17. Februar" in Bengasi fordert den Rücktritt des Chefs des Exekutivkomitees des Übergangsrates, der derzeit de facto Regierungschef ist, Mahmud Dschibril. Er wettert gegen die Säkularisten und warnt davor, dass das freigewordene Vermögen des Gaddafi-Regimes in die Hände der gleichen Leute gegeben werde, die es bereits früher verwaltet haben.

Ist die neue Zeit in Tunesien oder Ägypten von einem gewissen Grad an Chaos gekennzeichnet, dürfte das für Libyen umso mehr gelten. Ohne eine Armee, die für Ordnung sorgt, könnten die Menschen selbst Rache an den Vertretern des alten Regimes nehmen. Jeder in Libyen weiß, wer im alten Regime wofür zuständig war. Im Suq Al-Jumaa-Viertel in Tripolis stand kürzlich ein freundlicher Universitätsprofessor in seinem Garten und deutete in die Nachbarschaft, um zu zeigen, wo der hochrangige Offizier von Gaddafis Miliz lebt. Die Nachbarn haben ihm ein Ultimatum gestellt, um wegzuziehen, sonst würden sie das auf ihre eigene Art erledigen – das würde der Offizier nicht überleben. Dann deutete er in die andere Richtung. Dort wohnt jener Mann, der über die Menschen in diesen Häusern Berichte geschrieben hat. Den werde man anzeigen, sobald die Gerichte wieder arbeiten, kündigte der Professor an. Offene Rechnungen gibt es viele.

Dann gibt es noch das Problem der allerorten sichtbaren bewaffneten jungen Männer, die sich selbst zu Recht als die Träger des Aufstandes sehen. Von ihnen geht, wie von den Menschen auf dem Kairoer Tahrir-Platz, die größte Legitimität aus. Sie haben die Opfer gebracht, und sie wollen mitbestimmen, wie es weitergeht. Sie haben wenige Vorstellungen davon, wie Politik gemacht wird oder wie man eine Partei gründet, aber sie werden sich genauso wenig wie die Ägypter auf dem Tahrir-Platz einfach auf die politische Seitenlinie drängen lassen. Der Faktor Straße wird wie in Tunesien und Ägypten eine wichtige Rolle für die Politik spielen. Die Gefahr in Libyen: Die Straße ist bis an die Zähne bewaffnet.

Während der Streit um eine neue Regierung, eine zukünftige Verfassung und eine Rechenschaft der Vertreter des alten Regimes in Ägypten mit immer neuen Protesten auf dem Tahrir-Platz vorangetrieben wurde, könnte er in Libyen leicht erneut eine bewaffnete Form annehmen.

Sicher lassen sich die Waffen nicht über Nacht einsammeln. Aber viele der Kämpfer werden früher oder später wieder an ihre Arbeitsstätten zurückkehren, der Rest muss in die künftigen Sicherheitsapparate und ins neue Militär integriert werden. Allerdings ließe sich dieser Prozess leicht sabotieren. Ein paar Anschläge einer Gaddafi-Guerilla, und sofort würde der Ruf nach den bewaffneten Jugendlichen "zur Verteidigung der Revolution" laut.

So viele Hürden das neue Libyen zu überwinden hat, so groß sind seine Möglichkeiten für die Zukunft. Das Land ist kein Bittsteller. Zum Neuaufbau reichen zunächst die Milliarden im Ausland eingefrorener Gelder des alten Regimes. Wenn dann die Ölproduktion einmal läuft, kann Libyen einen eigenständigen Boom zustande bringen, von dem auch seine Nachbarn profitieren: Wahrscheinlich wird der Wiederaufbau auch zahlreiche ägyptische und tunesische Arbeitskräfte absorbieren.

Dabei wird es für Libyen auch darum gehen, einen neuen Platz in der Arabischen Welt zu finden. Seine ersten natürlichen Partner werden dabei seine "revolutionären" Nachbarn Tunesien und Ägypten sein. Dass es jetzt von der algerisch-tunesischen Grenze bis zum Suezkanal ein zusammenhängendes Territorium gibt, in dem eine neue arabische Welt aufgebaut wird, kann man kaum überschätzen. Das afrikanische Element wird gegenüber dem ostarabischen Raum in der arabischen Welt verstärkt. Und es werden gerade andere arabische Länder wie Saudi Arabien sein, die versuchen werden, diesen Prozess zu torpedieren. Ähnlich wie in Ägypten wird Saudi Arabien versuchen, über "radikale islamistische Elemente" und "Salafisten" an Einfluss zu gewinnen, um die arabische Aufstandsbewegung auszubremsen.

Selbstverständlich wird sich die Geschäftswelt in Tripolis die Klinke in die Hand geben. Von jeder politischen Einmischung sollten Europa und die USA allerdings Abstand nehmen.

Der Prozess des politischen Aufbaus sollte nicht durch ausländische Einmischung seine Legitimität verlieren. Überhaupt ist es verwegen zu glauben, man könne den Libyern jetzt Bedingungen diktieren. Wenn die jetzigen Versorgungsengpässe überwunden sind, kann man den Libyern kaum mehr auferlegen, wo es langgehen soll. Zudem würde jede Einmischung von außen das innere Kräftegleichgewicht verändern und die Stabilität gefährden, die der Westen braucht, um mit Libyen ins Geschäft zu kommen.

Schon jetzt wird eine Polarisierung in Libyen rund um den Nato-Militäreinsatz deutlich. Indem sie sich von ihm distanzieren, wittern gerade "islamistische Gruppierungen" ihre Chance. Der beste Rat für Paris, London und Washington ist, der Verlockung zu widerstehen, jetzt ein politisch maßgeschneidertes Libyen aufbauen zu wollen. Man wird sich ohnehin noch wundern, wie stark unter den Libyern Patriotismus und arabischer Nationalismus sind – und das Bedürfnis, das Land trotz des militärisch entscheidenden Nato-Einsatzes nicht an den Westen zu verkaufen.

Quelle: Badische Zeitung

6. September 2011

Abdel-Hakim Belhadj der Mann der Tripolis eroberte!


Jetzt wird er endlich gehört. Al-Dschasira lädt zum Interview, die „New York Times“ berichtet, und Abd al-Hakim Belhadsch darf sprechen. Und der neue Militärkommandant von Tripolis hat als einer der maßgeblichen Ansprechpartner der Nato viel zu sagen. Umringt von Kameras, räsoniert er über seine Visionen vom neuen Libyen, von einem islamischen Staat. Sein Kampf gegen Muammar al-Gaddafi währte 20 Jahre, nun scheint er am Ziel. Nur an welchem?

Belhadsch ist eine ambivalente Figur. Im postrevolutionären Libyen gehört er nun zur neuen Führungsriege. Seit wenigen Tagen ist er Militärkommandant von Tripolis – und damit direkter Ansprechpartner für die Nato. Er kam wie aus dem Nichts, und besonders die CIA dürfte bei Lage der Dinge in alten Akten kramen. Denn Belhadschs Vergangenheit als "Islamist" und Militärstratege hat schon mehrere Geheimdienste zu Untersuchungen inspiriert.

Bis zu einer Art Amnestie für Fundamentalisten 2010 war er in einem libyschen Foltergefängnis ohne Kontakt zur Außenwelt interniert. In seiner neuen Rolle gibt sich der Kommandant geläutert, islamistische Ideologien weist er von sich. Für die Nato stellt sich nun die Frage, ob sie mit Islamisten verhandelt. Vom Gotteskrieger zum Revolutionshelden? Die CIA mag keinen Kommentar abgeben.

...Als Tripolis schneller als erwartet fällt, kämpft er erst seit kurzer Zeit aufseiten der Rebellen. Die sind vor allem an seinen militärstrategischen Fähigkeiten interessiert. Der große Teil der Rebellen ist neu im waffengeführten Revolutionsgeschäft. Bilden die Rebellen im Kampf gegen Gaddafi eine ideologische Einheit, waren die Gründe für ihre Verfolgung doch höchst unterschiedlich. Islamisten waren nur eine Gruppe von vielen. Der kampferprobte Belhadsch führt die Brigade an, die Bab al-Asisijah, die Kommandozentrale Gaddafis, schlussendlich stürmt. Mit dieser Leistung erntet er Respekt in Zeiten, in denen sich täglich alles ändert. Die Kommandantur ist der notgedrungene Lohn für die Kampfleistung, was sicherlich nicht allen Rebellen gefällt. Auch in den Reihen des Widerstands wird neu koaliert: Unterstützung erhielt Belhadsch bei seiner Wahl zum Kommandanten vor allem von Abd al-Dschalil, der noch als Justizminister Gaddafis mit Belhadsch um dessen Freilassung aus dem Gefängnis verhandelte. Welche Rolle hat Belhadsch bis jetzt gespielt? Wie weit reichten seine Kontakte zu al-Qaida tatsächlich? Kann und will er sich eigentlich von seiner Vergangenheit distanzieren?

Belhadsch ist ein strategischer Kämpfer, der schon früh mit dem System Gaddafi in Konflikt gerät und seine eigenen Schlüsse zieht. Während seines Architekturstudiums in Libyen kommt er in Kontakt mit islamischen Ideologien, die sich stark von der Staatsdoktrin unterscheiden. Mitte der 80er-Jahre verlässt er seine Heimat und schließt sich dem afghanischen Widerstand an. Seite an Seite mit muslimischen Glaubensbrüdern kämpft er gegen den sowjetischen Feind. Militärisch bestens geschult, kehrt Belhadsch 1993 nach Libyen zurück, um in Bengasi eine islamische Widerstandbewegung zu gründen. Er setzt sich an die Spitze der libysch-islamischen Kampfgruppe, die nach dem 11. September auch von westlichen Geheimdiensten als terroristische Vereinigung eingestuft wird. Die Hoffnung, einen religiösen Marsch durch die Institutionen anzutreten, erfüllt sich aber nicht. Mehrere geplante Anschläge auf Gaddafi misslingen. Das Regime schlägt zurück: Als es Gaddafis Schergen gelingt, große Teile der islamistischen Führungsriege in den Tod zu bomben, verlässt Belhadsch im letzten Moment das Land.

Die folgenden Jahre verbringt er zwischen Afghanistan und Somalia und schmiedet islamistische Bündnisse. In dieser Zeit werden ihm gute Verbindungen zur maghrebinischen Sektion von al-Qaida nachgesagt. Seine Flucht findet 2004 ein Ende, als er am Flughafen Kuala Lumpur von malaiischen Sicherheitskräften festgesetzt wird. Der Kampf gegen den Terror hat neue Allianzen hervorgebracht. Man überstellt Belhadsch nach Thailand, ein Wendepunkt in seinem Leben: In Bangkok nimmt ihn die CIA in Empfang. Seine schwangere Frau wird er die folgenden Jahre nicht wiedersehen. Sein Kind trifft er, als es schon lange sprechen kann.

Die Amerikaner haben viele Fragen. Mit wem kämpfte Belhadsch in Kabul und Khartum? Unterhält er Kontakte zu al-Qaida? Belhadsch erinnert sich an Injektionen. Was er heute als noch schlimmer beschreibt: Nach den Verhören liefern die Agenten ihn nach Libyen aus. Gaddafi hat nicht vergessen: Die folgenden sechs Jahre verbringt Belhadsch in Isolationshaft im berüchtigten Abu-Salim-Gefängnis von Tripolis.

Vermutlich aus zwei Gründen ist Belhadsch nun Kommandant geworden: Zum einen wird seine militärstrategische Expertise von den Rebellen dringend benötigt. Zum anderen weiß man ihn in einer solch exponierten Position unter Beobachtung. Ob das für eine Kontrolle reicht, wird sich zeigen müssen, auch, wie viele ideologische Gefolgsmänner hinter Belhadsch stehen. Belhadsch ist bereit, seinem Land und seinem Glauben zu dienen. Ein politisches Mitspracherecht in Sachen Regierungsbildung wird ihm nicht mehr zu nehmen sein. Staatsmännisch und moderat setzt er auf gute Zusammenarbeit. Die Rebellenarmee möchte er in eine reguläre Polizeitruppe überführen. Als Saadi al-Gaddafi mit der Bitte um Sonderkonditionen an ihn herantritt, lehnt er ab. Belhadsch verspricht stattdessen unabhängige und faire Gerichtsverfahren unter Achtung der Menschenrechte, um die libysche Diktatur aufzuarbeiten. Vergessen hat der Stratege jedoch nicht: Zuerst verlangt er eine Entschuldigung von denen, die ihn im Namen der Gerechtigkeit folterten. Ob er sie bekommen wird?
Quelle: morgenpost.de

Unser Kommentar: Abdel-Hakim Belhadj hat in seiner wichtigen Rolle in der libyschen Revolution bis jetzt nichts verkehrtes getan und überhaupt bewerten wir ihn nach seinen Taten, nicht nach Vorwürfen die ihm an den Kopf geworfen werden. Sein "Image" in den Augen westlicher Politiker hat für uns erstmal keine Bedeutung. Abdel-Hakims starker Wille schon seit den 80er Jahren - so gut wie alleine - die Tyrannei Gaddafis stürzen zu wollen um etwas besseres zu errichten und gleichzeitig seine Glaubensgeschwister - in allen Teilen der Erde - nicht zu vernachlässigen, zeugen von einer Art die ein hohes Mass an Respekt verdiehnt!

4. September 2011

Verwarloste Privatvideos aufgetaucht - Gaddafis christliches Enkelkind


bismillahi alrahmani alraheem,

diese kürzlich gefundene Privat Video bestätigt erneut das abtrünnige Leben der Gaddafis. Neue Dokumente und Privatvideos wurden in den gestürmten Wohnungen und Palästen der "Gaddafi-Familien-Mitglieder" sichergestellt.



Das obere Video zeigt wie Hannibal Gaddafis "christlich-libanesische" Ehefrau sich mit Whiskey betrinkt und wie sie, im Rausch, sogar ihrem gemeinsamen Sohn einen kräftigen Schluck davon gibt. Dabei macht die halb besoffene Ehefrau des Gaddafi-Sohns eine interessante Bemerkung:

"Schau mal, er trinkt Whiskey! Dabei wurde er letztens erst getauft."

Hanibal Gaddafi, der das ganze filmt, antwortet nichts widersprüchliches darauf, dass sein Sohn - und somit Moamr Gaddafis Enkel - ein Christ ist. Wieso sollte er auch? Wenn sein eigener Bruder, Motassim Al-Gaddafi, privat auch gern mal das Kreuz trägt(Bild). Alles zusätzliche das sich in diesem Video abspielt lasse ich mal unkommentiert...